5 Dinge, die ich durch meine erste Veröffentlichung gelernt habe
Vor etwa einer Woche habe ich meine erste Veröffentlichung komplett abschließen können und habe den Schritt gewagt, sie hinaus in die Welt zu schicken. Nichts bereitet einen auf diesen Mischmasch an Gefühlen vor, den man da empfindet. Aber so aufregend alles war und ist, ich kann zumindest rückblickend schon feststellen, was ich in diesen 2 (!) Jahren der Vorbereitung, des Entwerfens und Überarbeitens gelernt habe. Es lässt sich auf 5 Punkte verdichten.
Here we go:
5. Man muss nicht sofort wissen, wie es geht. Man darf es unterwegs lernen.
Vorausgesetzt, man will lernen. Niemand kommt auf die Welt und ist Weltklassegeiger, Spitzenkoch oder genialer Biotechnologe. Wir müssen alle werden. Immerzu.
Ich gehöre ja eher zu den Menschen, die am liebsten Dinge erst ganz unter Kontrolle haben wollen, bevor sie irgendetwas beginnen. „Learning on the fly“ ist eigentlich nicht so mein Ding. Dachte ich. Fragt mal meine beste Freundin, wie sklavisch ich mich an Kochrezepte halte, die lacht mich jedes Mal aus, als wenn’s kein Morgen gäbe.
Fakt ist aber, sich selbst die Erlaubnis zu geben, während des Probierens zu lernen und während des Lernens zu probieren, befreit ungemein. Und bringt so manche Überraschung zutage. Wer nicht an Selbstüberschätzung leidet, dem würde ich das immer empfehlen. Aber -
4. Es gibt etliche Zeiten, da hat das Ego Sendepause.
Nur weil sich das Schreiben um Sprache dreht, die ja so irgendwie jeder jeden Tag benutzt, kommt die Fähigkeit zum Schreiben, so scheinen manche zu denken, bei jedem aus sich selbst heraus. Wir schreiben Texte jeden Tag, was soll also daran so schwer sein?
Potenziell alles.
Will man es richtig machen, braucht man Feedback. Von jemand Fremden. Jemand, der das beruflich (und idealerweise mit Herzblut) macht am besten. Und wenn dann beispielsweise ein/e LektorIn dann seine bzw. ihre Arbeit tut, hat der Autor mal Sendepause und sollte besser genau zuhören. Ego steht einem furchtbar im Weg, wenn man es zu laut werden lässt.
3. Zwei Jahre für ein Buchprojekt sind einfach zu lange - für mich.
Man sagt, es gäbe so eine Faustregel: Länger als ein Jahr solltest du mit dem Schreiben eines Projekts nicht brauchen, denn wenn du hinten angekommen bist, kannst du vorne wieder anfangen. Und ich glaube, das stimmt. Das muss es nicht für jeden, aber für mich trifft es zu. Man entwickelt sich weiter, sogar innerhalb eines Textes, und braucht man dafür zu lange, verspürt man das Bedürfnis, alles noch einmal „anders zu erzählen“. So wird aber niemals etwas zustande kommen. Irgendwo muss man einmal einen Punkt setzen.
Und zwei Jahre an einem Projekt zu sitzen, was bei mir durch das vorbeiziehende normale Leben (so heißt das, glaube ich) bedingt war, ist für mich definitiv zu lange. Man kaut zu lange auf ein und der gleichen Sache herum und obwohl es immer noch das ist, was einen am Anfang so begeistert hat, schmeckt es nun langsam fad.
2. Durchhaltevermögen steckt alles in die Tasche
Und doch - exakt das, nämlich dranzubleiben, macht den großen Unterschied. Disziplin und Pitbull-Mentalität kann Talent in ungeahnte Höhen bringen. Dafür gibt es keinen Shortcut. Man muss alles durchmachen. Jeden einzelnen, tollen, demotivierenden, fantastischen, beschissenen Tag. Ist man fünf vor zwölf noch dabei, hat man große Chancen, mehr aus dem Ganzen für sich rauszuziehen, als wenn man es sich 344 Mal zwanzig Minuten nach null Uhr anders überlegt hätte.
Und zu guter Letzt:
1. Mach's einfach, aber mach's einfach!
Ich hoffe, ihr hört die Betonung in dem Satz. Leider ist der nicht von mir, sondern von der wunderbaren Sabine Asgodom. Wer einen Motivationsschub und einen Eimer gute Laune möchte, dem empfehle ich dieses Video. Nicht vom Titel abschrecken lassen. Es ist großartig. Einfach großartig.
Da steckt so viel Wahres drin, dass es schon fast nicht mehr wahr ist. Das allerwichtigste, das ich von diesen ersten beiden Jahren gelernt habe, ist: Einfach machen! Nicht nur im Kopf, nicht als Wunsch, als Traum oder als ewigen Masterplan, sondern wirklich machen. Anfangen. Und danach nicht aufhören. Diese beiden Dinge führen zu einem guten Ende.
Dabei ist es immer gut, sein Bestes zu geben, keine Frage. Aber man kann nicht das absolute Optimum erschaffen, alles hundertprozentig richtig machen. Das wird nicht funktionieren. Man kann allerdings etwas machen, das im Moment das Beste ist, was man zu schaffen imstande ist. Das allein ist ein hohes Ziel. Aber es dabei dann auch belassen. Perfekt wird es nie werden.
Deshalb: Halt es einfach. So, dass du es steuern kannst und den Überblick behältst. Aber wirklich: Keep. It. Simple. Next: Do it.
Jetzt, da ich die erste Runde herum habe, weiß ich zurückblickend erst, was ich gut kann und was mir schwerer fällt. Wofür ich mehr Zeit brauche und was mich auf keinen Fall bremsen sollte. Ich habe meine Figuren und meine "Erzählerhaut" kennengelernt und weiß jetzt, dass ich noch mehr kann. Beim nächsten Mal wird das Beste, das ich zu schaffen imstande bin, schon viel mehr sein als beim ersten Mal.
Da wäre ich natürlich nicht, wenn ich es nicht einfach gemacht hätte.
So: You’ll never know unless you give it a go.
Herzlichst,
Ellen